Frage 1:
Welcher Teil des Grünen Grundsatzprogramms ist für dich der wichtigste? Warum?
Für mich ist die Kernaussage „Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit“ ganz entscheidend, denn sie verdeutlicht, weshalb alle fünf Grundwerte Ökologie, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung, Demokratie und Frieden gleichermaßen wichtig sind.
Eine Welt, in der die Erderhitzung gestoppt ist, aber in der wir in Krieg und Unterdrückung leben, ist ebenso wenig erstrebenswert wie ein ökologischer Kollaps, der ein selbstbestimmtes Leben für große Teile der Menschheit unmöglich macht. Wir wären nicht die Grünen, wenn wir nicht für eine umfassende Vision einer guten Zukunft für jede*n Einzelne*n eintreten würden. Dazu gehört auch zu benennen, wo es ein Dilemma zwischen Werten gibt, zum Beispiel in der Außen- und Sicherheitspolitik – solche Stellen finde ich besonders spannend in unserem Grundsatzprogramm.
Frage 2:
Was bedeutet das neue Grund-satzprogramm für dich und deine politische Arbeit?
Für mich ist das Grundsatzprogramm tatsächlich von sehr großer Bedeutung, denn es erinnert daran, wofür man die ganze Arbeit eigentlich macht – die endlosen Sitzungen und Videokonferenzen jeden Abend, die Parteitagswochenenden und die Wahlkämpfe:
Ich bin Mitglied bei den Grünen, weil unsere Partei die ehrliche Auseinandersetzung mit den gewaltigen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft nicht scheut, sich dabei auch selbst unbequeme Fragen stellt, und ein Bild davon hat, was eigentlich das Ziel ihrer Politik ist.
Aus unseren Grundwerten leiten sich Visionen für eine gute Zukunft ab – wir untermauern diese aber auch mit konkreten Konzepten auf allen politischen Ebenen.
Frage 3:
Was sind deiner Meinung nach die Themen, die für den Wahlkampf am wichtigsten sein werden?
Auch wenn wir die Pandemie hoffentlich in den kommenden Monaten immer besser in den Griff bekommen: Ihre Auswirkungen werden uns sicher noch länger beschäftigen, vor allem in den besonders hart getroffenen Bereichen der Wirtschaft.
Umso wichtiger ist es, dass wir in einen Aufbruch investieren, in die ökologische und digitale Modernisierung. Ein zentrales Thema im Wahlkampf wird der Klimaschutz sein.
Der Kampf gegen die Klimakrise ist die drängendste Frage für die Politik in den kommenden Jahren, hier müssen endlich die richtigen Weichen auf Bundesebene gestellt werden. Wir Grüne und auch die zivilgesellschaftlichen Bewegungen auf der Straße werden daher das Superwahljahr 2021 zum Klimajahr machen.
Frage 4:
Bei welchen Themen können und sollten sich die Grünen zukünftig am meisten einbringen?
Wir sind längst nicht mehr nur das ökologische Korrektiv in der Parteienlandschaft, sondern erheben einen politischen Führungsanspruch.
Damit geht einher, dass wir Antworten in allen Politikfeldern geben wollen und müssen, also beispielsweise auch in der Sozial- und Innenpolitik.
Aber natürlich gibt es einen ganz entscheidenden Grund, warum wir regieren wollen: Weil ohne uns Grüne der Klimaschutz nicht mit der nötigen Konsequenz vorangebracht wird.
Hier müssen wir uns in allen damit zusammenhängenden Bereichen einbringen: von der Verkehrs- und Energiepolitik über ökologisches Bauen und Divestment bis hin zu klugen Rahmenbedingungen für eine klimaneutrale Industrie und eine grünere Handelspolitik.
Frage 5:
Wo siehst du die Grünen in 10 Jahren?
Wir Grüne entwickeln uns mit den politischen Herausforderungen weiter und wachsen an ihnen, das zeichnet uns aus.
Deswegen haben wir uns auch ein neues Grundsatzprogramm gegeben. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht! Unsere Grundwerte werden uns auch in 10 Jahren – wenn wir hoffentlich weiterhin an der Spitze der Landes- und Bundesregierung stehen 😉 – noch tragen und Orientierung geben.
Frage 6:
Sind dir die Grünen zu zahm oder zu radikal? Wohin bewegt sich die Partei aus deiner Sicht?
Mit Annalena und Robert haben wir es geschafft, als Partei eine Haltung zu finden, mit der wir die Dringlichkeit und auch Radikalität von Herausforderungen wie der Klimakrise klar benennen und gleichzeitig berücksichtigen, dass wir sie nicht lösen werden ohne gesellschaftliche und parlamentarische Mehrheiten.
Wir sind eine lebendige Partei und wir werden sicher auch in Zukunft weiter um die besten Antworten ringen, das ist auch gut so. Um wirklich etwas verändern zu können, müssen wir bereit sein, konstruktiv Verantwortung zu übernehmen und uns dafür vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle von bequemen Schemata lösen, etwa was technologische Entwicklungen oder künftige Handelsabkommen betrifft.
Denn wir wollen ja nicht nur zuschauen und kommentieren, sondern – auf dem Fundament unserer Grundwerte – mitreden und gestalten.
Frage 7:
Was sind deine Visionen für ein grünes Freiburg / Baden Württemberg /Deutschland / Europa?
Meine Vision für Europa ist die der Föderalen Europäischen Republik, wie unser Grundsatzprogramm sie skizziert – wir müssen grenzüberschreitende Probleme als starke Gemeinschaft lösen und die Freiheit und demokratischen Rechte jedes Menschen garantieren.
Natürlich ist dieses Europa auch klimaneutral und hat die Industrie, die Mobilität und die Energiegewinnung erfolgreich dekarbonisiert, Zukunftsbranchen sind hier fest verankert.
In Deutschland hat jedes Haus und jede Schule schnelles Internet und Solaranlagen auf dem Dach. Auf unseren Wiesen summt und brummt es wieder und in den Städten ist es leiser und die Luft sauber.