Konfuzius-Institute: Ein Blick nach Freiburg

Was ist die Rolle von Konfuzius-Instituten? Sie stehen immer wieder in der Kritik. Der AK Internationales hat mit  Anne Brennig, geschäftsführende Direktorin und Prof. Dr. Zhihong Yin, chinesische Direktorin am Konfuzius Institut in Freiburg gesprochen. Das Institut wurde 2009 gegründet.

Vor einigen Tagen tagten die Regierungschefs der sieben „wichtigsten“ Industrienationen der Welt (G7) in Deutschland, um das Engagement für die liberalen Demokratien zu stärken. Zwar nicht mit dabei, aber weiterhin von wichtiger und strategischer Relevanz für diese Länder bleibt China, das dem Äquivalent der Schwellenländer angehört (G20). China spielt vor allem deshalb eine Rolle, weil es kritische Rohstoffe abbaut, die für den Ausbau von Klimatechnologien gebraucht werden. Gleichzeitig weist Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock aber daraufhin, dass Chinas Innen- und Außenpolitik in Hinblick auf Taiwan und die Uiguren nicht menschenrechtskonform sei. Ein Streitpunkt, an dem so manch einer auch in der Debatte um die Rolle von Konfuzius-Instituten in Deutschland hängen bleibt. Oft wird erwähnt, dass sich die an den Universitäten gegliederten Konfuzius-Institute in Hannover und Duisburg quer stellten, als ein chinakritisches Buch hätte vorgestellt werden sollen. Konfuzius-Institute würden, so die Kritik, als der lange Arm Chinas agieren, was Presse-und Meinungsfreiheit gefährde. Was aber sind Konfuzius-Institute überhaupt und welchen Wahrheitsgehalt hat diese Kritik? Ein Blick nach Freiburg schafft Abhilfe.

Konfuzius(-Institute), mehr als Philosophie

Konfuzius-Institute, so die chinesische Leiterin des Instituts in Freiburg, seien für ihr Verständnis das chinesische Äquivalent der deutschen Goethe-Institute. Seit der Gründung des ersten Konfuzius-Instituts in Südkorea, im Jahr 2004, wurden mehr als 500 weitere weltweit eröffnet. Ihr Namensträger, der chinesische „Philosoph“ Konfuzius, steht für Bildung über allen Standesunterschieden sowie eine gesellschaftliche Ordnung des Gleichgewichts. Neben Chinesisch- Sprachkursen bieten Konfuzius-Institute auch kulturelle Veranstaltungen an. In Freiburg reichen sie von Filmveranstaltungen, deutsch-chinesischen Tandemabenden, über Lesungen bis hin zu Vorträgen über chinesische Geschichte und Gegenwart von ausgewiesenen Expert*innen. Allein im Sommersemester 2022 haben über 250 Freiburger*innen mit großem Interesse die drei Vorträge des Freiburger Programms, die in Kooperation mit lokalen Partner*innen organisiert wurden, verfolgt: „Maos langer Schatten. Chinas Umgang mit der Vergangenheit“ von Prof. Dr. Daniel Leese (Univ. Freiburg), „China seit 1978. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft“ von Prof. Dr. Nicola Spakowski (Univ. Freiburg) und „Wandel durch Handel? Die schwierige Existenz chinesischer Händler in afrikanischen Gesellschaften“ von Dr. Karsten Giese (GIGA Institut). So stärke man den Austausch auf institutioneller und sozialer Ebene, sagt das Konfuzius-Institut in Freiburg.

Lehre, denn Wissen ist Macht

Dass internationale Staaten (kulturelle) Mittler-Organisationen als legitime Akteure für ihre Außenpolitik fördern, darf deshalb nicht verwundern. Anne Cheng, die den Lehrstuhl für chinesische Geistesgeschichte am Collège de France in Paris innehält, beschreibt somit richtigerweise den konstruierenden und konstruierten Charakter chinesischer (Außen-)Politik. Sie schreibt auch, dass Konfuzius-Institute Ausdruck dessen sind, wie China gesehen wird und gesehen werden möchte. Wie regierungsnah also sind die Institute?

Die beiden Vertreterinnen empfehlen, sich das Konfuzius-Institut Freiburg selbst anzuschauen. Es gibt jedes Semester ein Programmheft heraus und kündigt seine gesamten Kurse und Kulturveranstaltungen so im Vorfeld an. Man sollte das Institut persönlich erleben und sich selbst eine Meinung bilden. Z.B. durch die sehr anerkannten Lehrerfortbildungen in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Freiburg oder die gerade laufende Kunstausstellung: „Qi Baishi: Meister der chinesischen Tuschmalerei“. Schüler*innen vom Kolleg St. Blasien, vom Deutsch-Französischen Gymnasium und Angell Gymnasium haben z.B. mit ihren Lehrer*innen die Ausstellung und Vorträge besucht und waren positiv beeindruckt. Andererseits hat das Freiburger Institut auch die Erfahrung gemacht, dass ein sehr interessierter und begabter Schüler infolge der negativen Berichterstattung über Konfuzius-Institute Druck in der Schule erfahren habe und sein erfolgreiches Chinesisch-Lernen so in Frage gestellt habe.

Fazit

Wir finden,  jeder Mensch sollte sich selbst eine Meinung bilden. Im Falle des Konfuzius-Instituts in Freiburg nehmen wir Offenheit und Interesse an Austauschmöglichkeiten für Freiburger*innen wahr. Dennoch halten wir einen kritischen Diskurs für wichtig.

Autor*innen: AK Internationales

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