Eine Reise von Freiburg nach Brüssel und zurück

Anna Deparnay-Grunenberg ist seit 2019 Europaabgeordnete und eröffnete im Frühling 2020 ein Europabüro in Freiburg. Sie setzt sich für die Mobilitätswende ein, für mehr Tierschutz, für eine ökologische EU-Waldstrategie und für eine nachhaltige Landwirtschaft. Sie ist begeistert von der Idee eines Anderen Wirtschaftens mit den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie.

Liebe Freiburger*Innen,

Ich möchte euch mitnehmen auf eine Reise ins Europaparlament und zurück nach Freiburg, aber bitte grün und nachhaltig! Seit 2019 bin ich im Europaparlament und darf eure Ideen und Herzschläge vertreten und voranbringen. Das ist ein erster Bericht über meine Arbeit und über mich.

In Berlin geboren, in Frankreich aufgewachsen und Tochter eines Schweizer Vaters und einer französischen Mutter, war mein Leben schon wie eine Reise vorausgesagt. Zum Studium kam ich wieder nach Deutschland. Als ich zwischen 1996 und 2002 in Freiburg Forstwissenschaften studierte, lernte ich diese Stadt richtig schätzen. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, die Besonderheiten dieser Stadt und ihre innovative Denkweise mit in meine Arbeit als Europaabgeordnete aufzunehmen. Die Stadt, ihre Eigenart, mit der Nähe zu Frankreich und der Schweiz, ihr grüner Geist, mit Vorbild für nachhaltiges Bauen und Leben, die Verzahnung mit der ländlichen Entwicklung und dem Vorbild im Bereich urbane Mobilität inspirieren mich nach wie vor! Sie zeigt wie in einem Brennglas so viele Themen auf, die ich im Europaparlament in meinen Ausschüssen voranbringen darf! 

Heute wohne ich in Waldnähe in Stuttgart zusammen mit meinem Mann und meinen drei jugendlichen Kindern. Seit 2008 bin ich bei den Grünen aktiv. Vor meiner Wahl im EU-Parlament war ich zehn Jahre lang auf kommunaler Ebene als aktive Stadträtin und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rathaus tätig, wo ich mich neben Umwelt- und Verkehrspolitik für das Thema „anders Wirtschaften“ einsetzte. Als Botschafterin der Gemeinwohlökonomie habe ich erreicht, dass viele (auch kommunale und landeseigene) Unternehmen eine vollständige Gemeinwohl-Bilanz ihres Wirkens aufstellten, damit künftig das Streben nach Gemeinwohl politisch auch belohnt werden kann.

Agrarpolitik und Tierschutz: Es braucht einen Wandel in Europa

Im Europaparlament bin ich im Ausschuss für Landwirtschaft, wo ich mich mit der Reform der Landwirtschaft, der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), beschäftige. Dabei liegen mir vor allem die Themen der Artenvielfalt und der Erhalt und Schutz unserer Ökosysteme am Herzen. Wir brauchen Wandel in Europa. Die GAP – in die 40% vom Budget der EU reinfließt – muss künftig den Klimaschutzzielen (Green Deal) und der Biodiversitätsstrategie entsprechen. Zurzeit profitiert eher die Agrargroßindustrie, die kleinen Bauernhöfe leiden, und mit ihnen die Tiere und die Angestellten.

Darüber hinaus bin ich im neuen EU-Untersuchungsausschuss zu Tiertransporten aktiv. Jährlich werden rund eineinhalb Milliarden Schweine, Kühe und andere Tiere tagelang auf engstem Raum durch die Europäische Union und in Drittländer transportiert, häufig ohne ausreichende Versorgung mit Wasser und bei unerträglichen Temperaturen. Berichten zufolge verstoßen diese Transportbedingungen häufig gegen geltendes EU-Recht. Wir müssen Missstände und Verstöße gegen EU-Recht bei Tiertransporten aufarbeiten, um unnötiges Tierleid zu verhindern!

Grüne Schattenberichterstatterin der neuen EU-Forststrategie

Als grüne Schattenberichterstatterin arbeitete ich an dem Initiativbericht zur neuen EU-Forststrategie. Mir ist wichtig, dass dem Wald und dem Waldschutz auf EU-Ebene eine angemessene Bedeutung zugesprochen werden. Wir brauchen gemeinsame Ziele und eine gemeinsame rechtsgültige Definition von nachhaltiger Waldwirtschaft. Unsere Wälder leiden in den letzten Jahren sehr unter den Folgen der Klimakrise, und wir dürfen nicht mehr einfach nur zuschauen. Ich hoffe, dass die Kommission 2021 uns eine Waldstrategie vorstellt, die dem Klima UND dem Artenschutz gerecht wird. Die Rolle der Wälder als CO2 Senke, der Waldschutz und eine langfristige Holzbaustrategie müssen wir verfolgen. Stammholz zu verbrennen, sollte nicht mehr als „erneuerbare“ Energie gelten.

Wir bringen vieles auf die Schiene!

Weiter geht es mit dem Zug! Im Ausschuss für Verkehr und Tourismus setze ich mich für faire Bahnfahrtgastrechte und für nachhaltigen Tourismus ein. Meine Vision ist eine echte „Renaissance der Bahn“ – sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Natürlich müssen wir innereuropäisches klimafreundliches Reisen durch mehr Nachtzüge ermöglichen! Wenn ihr euch dafür interessiert, könnt ihr gerne im Büro die informative Nachtzug-Karte erfragen. Natürlich ist mir auch eine gerechte Mobilität und die Transformation der Branche wichtig und das alles bringen wir nächstes Jahr so richtig auf die Schiene, denn jetzt ist es offiziell: 2021 wird zum „Europäischen Jahr der Schiene“ (#EuropeanYearOfRail), und zwar gleich bis Ende 2022. Der Beitrag zur Klimaneutralität des gesamten Verkehrssektors ist eine der Mammutaufgaben zur Dekarbonisierung unseres Kontinents. Ich setze meine Kraft dafür ein, alternative Antriebe zu fördern, den Dialog mit der Wissenschaft und der (Automobil-) Wirtschaft zu suchen, um stets die Verkehrswende mit der Energiewende zusammen zu denken. Ich freue mich auf den Austausch mit euch und bin gespannt auf Eure Ideen!

EU zeigt sich im Alltag

Noch ein Wort zu Freiburg und zur kommunalen Arbeit: Oft ist es an uns Grüne aufzuzeigen, wie sich die EU im Alltag vor der eigenen Haustür bemerkbar macht. Die kulturellen Austauschmöglichkeiten in Freiburg, die Nähe zu Frankreich und zur Schweiz – da fühle ich mich zuhause und da können wir Europa erleben und verändern. Zusammen können wir Europa gestalten und den Wandel einläuten.

Ich freue mich auf den Austausch und das Kennenlernen!

Liebe Grüße
Anna

Anna Deparnay-Grunenberg

Wer leitet das Europabüro in Freiburg?

Irene Sirotti ist im Freiburger Büro die rechte Hand von Anna. Sie ist in Frankreich, in der Region von Paris, aufgewachsen, mit einer deutschen Mutter und einem italienischen Vater. Europa war für sie also auch immer ganz nah und ganz real. Europa direkt Zuhause. Mit 18 kam sie nach Freiburg und studierte Waldwirtschaft und Umwelt an der Universität. Ihre Praktika waren an unterschiedlichen Forstämtern, am Bodensee, bei Stuttgart, bei Baden-Baden, bei Karlsruhe und in Brasilien. Wald fasziniert sie, durch seine Komplexität und alles was er für uns leistet. Irene ist in Freiburg für euch zu allen Themen von Anna ansprechbar. Sie freut sich auf den Austausch und auf viele Diskussionen: „Im Sommer, wenn die Pandemie es erlaubt, sehen wir uns hoffentlich zu einem kleinen Fest zum Kennenlernen. Bis dahin bin ich gerne telefonisch für euch da. Bleibt Gesund!“

Irene Sirotti

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