Daniela und Nadyne

In den Startlöchern: Unsere Kandidatinnen für die Landtagswahl

Für unsere beiden Wahlkreisen Freiburg I und II ziehen zwei engagierte Kommunalpolitikerinnen als Kandidatinnen in den Wahlkampf und hoffen auf den Sprung in den Landtag in Stuttgart. Für Freiburg Ost kandidiert Daniela Evers, die sich im Gemeinderat von Titisee-Neustadt für grüne Ideen einsetzt. Freiburg West wird durch Nadyne Saint-Cast vertreten, die als Stadträtin besonders für die Themen Bildungspolitik und Mobilität steht. Hier könnt ihr sie etwas näher kennen lernen.

Was war euer grünes Erweckungserlebnis, das euch dazu bewogen hat, euch für grüne Politik einzusetzen? 

Daniela: Ein einschneidendes Erlebnis war sicher der GAU in Tschernobyl 1986 und damals mitzuerleben, wie zunächst vertuscht und verharmlost wurde. Und wie sich immer deutlicher abzeichnete, wie machtlos alle vermeintlichen Sicherungen gegen die nicht beherrschbaren Folgen der Kettenreaktionen und der freigesetzten Radioaktivität sind. 

Nadyne: Als Schülerin hatte ich das Tierfreunde-Magazin abonniert. Ein Magazin, das über Umweltverschmutzung, Naturzerstörung und Tierquälerei berichtet. Also über Probleme, die von uns Menschen verursacht werden. Ich habe außerdem die Waldorfschule besucht. Eine Schule, in der Umweltbildung, also das Arbeiten im Schulgarten und das Lernen in der Natur eine große Rolle spielt. Diese beiden Erlebnisse haben in mir den Drang entwickelt, unsere Welt besser machen zu wollen. 

Wenn ihr 2021 den Sprung in den Landtag schafft – was wird eure allererste Tat sein?

Daniela: Die Wiedereinführung von Kaffee in allen Zügen auf der Linie Neustadt – Stuttgart…. Spaß beiseite. Landtagsarbeit ist Teamarbeit – im Fall meiner Wahl freue ich mich darauf, in einer hoffentlich großen Fraktion gemeinsam für grüne Politik zu streiten.

Nadyne: Ich bin davon überzeugt, dass die Mitarbeiter*innen in einem Abgeordnetenbüro ganz zentral sind, damit die Abgeordneten ihr Mandat gut ausfüllen können. Daher wäre mein erster Schritt, mir ein gutes Team zusammenzustellen.

Was hat für euch oberste Priorität im Landtag? 

Daniela: In den nächsten Jahren sicher die Bündelung aller Maßnahmen, um Baden-Württemberg auf die Herausforderungen des Klimawandels einzustellen, also die Verhinderung des Schlimmsten und Anpassung an die nicht mehr abzuwendenden Veränderungen.

Nadyne: Wie auch im Gemeinderat ist mir für meine Arbeit im Landtag wichtig, dass ich immer wieder überprüfe, ob das, was wir als Parlamentarier tun, wirklich relevant ist. Also ob unsere Entscheidungen tatsächlich die zentralen Probleme lösen und das Leben der Menschen verbessern. Das hört sich einfach an, ist aber oft sehr schwierig im politischen Alltag, dies im Blick zu behalten.  

Was muss sich aus eurer Sicht unbedingt ändern im Stuttgarter Landtag? 

Daniela: Ich würde erst einmal den Betrieb vor Ort kennenlernen und die persönliche Rolle in der Fraktion klären, dann kann man schauen, was zu ändern ist. Von außen gesehen hat sich am Alltagsbetrieb dort in meinen Augen schon einiges verbessert. Durch die Landtagssanierung wurde sowohl baulich als auch durch das große Bürger*innenzentrum der Landtag buchstäblich transparenter und einsehbarer. Das ist etwas, das mir sehr wichtig erscheint.

Nadyne: Ich will, dass Parlamente unsere Gesellschaft wiederspiegeln. Mütter und Väter mit kleinen Kindern, die auch Familienaufgaben übernehmen, sind aus meiner Sicht ein Muss in den Parlamenten. Damit ein Mandat gut mit der Familienarbeit vereinbar ist, muss sich einiges ändern. Landtags-Kita, effiziente Sitzungen und Besprechungen und digitales Arbeiten sind nur einige Beispiele. Warum den Stuttgarter Landtag nicht zum Vorbild für andere Parlamente in punkto Familienfreundlichkeit machen? Und hätte ich einen Wunsch frei, dann würde ich mir einen nächsten Landtag ohne die AfD wünschen. 

Die von vielen geforderte Reform des Landtagswahlrechtes –  wie steht ihr dazu?

Daniela: Ich halte sie weiterhin für erstrebenswert und notwendig. Letztlich zeigt uns gerade auch der Zulauf bei den Grünen, dass ein klarer Einsatz für paritätische Listen und mehr Diversität in den Parlamenten Wirkung zeigt. 

Nadyne: Ich finde wichtig, dass Parlamente die Vielfalt unserer Gesellschaft repräsentieren. Der Landtag von Baden-Württemberg hat einen Frauenanteil von lediglich 26% und ist nach Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern damit Schlusslicht. Daher ist ein neues Wahlsystem wichtig, das die Wahlkreisnominierung mit einer landesweiten Wahlliste kombiniert.

Habt ihr bereits Ideen, wie ihr im Wahlkampf noch mehr Menschen für grüne Politik überzeugen könnt?

Daniela: Ich glaube, die sichtbaren Waldschäden und Auswirkungen der Trockenheit verdeutlichen immer mehr Menschen, dass Klimawandel keine Ökospinnerei ist. Wichtig ist aus meiner Sicht, noch stärker als bislang, die Chancen und Perspektiven einer Transformation aufzuzeigen. Corona verunsichert zudem viele Menschen sehr stark und Angst vor Veränderung führt zu Ablehnung. Mit Best Practice Beispielen und dem Aufzeigen von Möglichkeiten und gelungenen Projekten lässt sich motivieren und überzeugen.

Nadyne: Im direkten Gespräch an Infoständen und bei Vor-Ort-Besuchen kann ich am ehesten Menschen überzeugen. Das sind die Formate, die mir Spaß machen und die auch unter den Corona-Bedingungen hoffentlich weiterhin möglich sein werden. 

Daniela Evers

Daniela Evers

Für welche Themenbereiche steht ihr? Was wollt ihr hier erreichen?

Daniela:  Als Rechtsanwältin mit dem Tätigkeitsschwerpunkt Ausländer- und Asylrecht kämpfe ich tagtäglich mit der verfehlten Asylpolitik, aber auch mit Landesrechtsvorschriften, die Integration erschweren statt erleichtern. Hier gibt es viel zu tun.

 Als Kommunalpolitikerin weiß ich, dass die Landespolitik in vielen Feldern die Kommunen befähigen kann, eigenständig neue Wege in Klimaschutz, Energiewende und interkommunaler Zusammenarbeit zu gehen. Manche Regelungen bewirken jedoch auch das Gegenteil der ursprünglichen Absicht und führen zu einer Blockadepolitik. Deswegen möchte ich gerne die Schnittstellen zwischen Kommunal- und Landespolitik im Bereich der rechtlichen Ausgestaltung mit überarbeiten.

 Aus dem grünen Blickwinkel: Klimawandel ist kein abstraktes Theoriephänomen, sondern ganz konkret der Hebel, der die Zukunft fundamental beeinflussen wird. Alle landespolitischen Bereiche werden hiervon konkret betroffen und müssen dieses Thema als zentralen Prüfpunkt in das politische Handeln einbauen. Egal ob in der Verkehrspolitik, bei Landwirtschafts- oder Forstthemen, in Städtebau und Regionalplanung , Bildung und Technologieentwicklung.   

Nadyne: Ich will mich weiterhin für gute Kitas und Schulen einsetzen, in denen alle Kinder optimal gefördert werden und mit Freude lernen. Ich will, dass wir Baden-Württemberg vom Automobilland zum nachhaltigen Mobilitätsland weiterentwickeln. Bus, Bahn und das Fahrrad müssen Vorfahrt bekommen und das Auto sauberer werden. Die Arbeitsplätze von morgen müssen auch hier in Baden-Württemberg entstehen. 

Welche Anliegen eures Freiburger Wahlkreises wollt ihr nach Stuttgart tragen? 

Daniela: Für den städtischen Teil des Wahlkreises möchte ich zunächst in enger Zusammenarbeit mit der Fraktion und den Arbeitskreisen eine Themenliste erarbeiten – hier sehe ich meine Aufgabe als Vermittlerin zwischen den sehr aktiv arbeitenden kommunalen politischen Akteur*innen und der Landesebene. Die Fragen Wohnbauförderung, Ausgestaltung des Landesbaurechts und die Innen- und Sicherheitspolitik sind sicher wichtige Anknüpfungspunkte für die städtischen Themen. Auch brauchen wir aufgrund der Coronaeinschränkungen dringend einen Fokus auf die Kulturförderung. Im großen ländlichen Teil des Wahlkreises stehen neben vielen Anliegen die notwendigen Umstrukturierungen im Tourismus an, eine neue Definition der Waldnutzung und die Ausrichtung der Region auf die klimabedingten Veränderungen. Hier kann das Land mit seinen Förderinstrumenten und den landeseigenen Forschungsinstituten entscheidende Anreize für den notwendigen Wandel setzen. 

Nadyne: Freiburg steht in vielen Bereichen gut da. Damit haben wir die Chance, Vorreiter und Vorbild für andere Städte zu werden. Ich will, dass wir Freiburg zu einer Modellstadt Bildung machen, in der Stadt (u.a. für Gebäude zuständig) und Land (u.a. fürs Personal zuständig) eng zusammenarbeiten und die Schulen mehr Freiraum bekommen, um im Interesse der Kinder arbeiten zu können. Zweitens sehe ich für Freiburg die Chance, dass wir die Mobilitätswende vorbildhaft voranbringen. Bund und Land müssen die Stadt hierbei unterstützen und Instrumente in die Hand geben. Tempo 30, Nahverkehrsabgabe, Bußgeldverordnung sind nur einige Instrumente, die die Stadt erhalten muss. 

Warum Stuttgart und nicht Berlin?

Daniela: Stuttgart erlaubt mir durch die Nähe und die Möglichkeit der Präsenz im Wahlkreis weit mehr als Berlin, Politik und die Auswirkungen vor Ort direkt zu sehen, Anliegen in die Landespolitik zu tragen und letztere vor Ort zu vermitteln. Zudem ist die Anbindung an Europapolitik (Beispiel Landwirtschaftspolitik, Asylpolitik)  und Bundespolitik (Energie, Wirtschaft, etc) ein oft übersehener Aspekt. Landespolitik ist keine kleine Nische, sondern steckt mittendrin im Geschehen mit Verbindungen zu allen politischen Ebenen. 

Nadyne: Mir macht Politik dann Spaß, wenn ich etwas verändern kann und wenn ich die Auswirkungen meiner Entscheidungen direkt sehe. Einer meiner Schwerpunkte ist Bildungspolitik. Und das ist Ländersache. Außerdem: Familie lässt sich zwischen Stuttgart und Freiburg besser vereinbaren, als zwischen Freiburg und Berlin. 

Nadyne Saint-Cast

Nadyne Saint-Cast

Welche Ministerien sollten unbedingt grün sein?

Daniela: Vieles spricht dafür, Umweltministerium und Ministerium für Ländlichen Raum in einheitlicher Hand zu halten, da Energiewende und Klimapolitik ein Zusammenwirken statt gegenseitige Blockade brauchen. Klimaschutz und Naturschutz gehen nur im Zusammenwirken mit der Landwirtschaftspolitik. Zudem ist die strategische Funktion des MLR mit seinen Förderinstrumenten für den ländlichen Raum weit mehr als „nur“ ein Landwirtschaftsministerium. Auch das Verkehrsministerium ist zentral für Grüne Politik, wenn wir nicht zurückfallen wollen in eine autozentrierte Infrastruktur- und Verkehrspolitik. 

Das Finanzministerium ist als übergeordnetes Lenkungsministerium ein Kernministerium für strategische Ausrichtung der Politik. Und das Kultusministerium wäre ein Meilenstein zur Weiterentwicklung der chancengerechten Bildungspolitik.

Nadyne: Neben dem Staatsministerium unbedingt das Kultusministerium und das Umweltministerium. Und natürlich das Ministerium für Ländlichen Raum. Dann hätten wir Grüne die wichtigen Hebel für eine nachhaltige Umwelt- und Sozialpolitik. 

Was sind eure drei größten persönlichen Stärken?

Daniela: Offenheit, mit Menschen aus ganz verschiedenen Lebenswelten zu reden, diese zu vernetzen und ins Gespräch zu bringen. Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und Erfahrungen anderer zu hören, bewahrt vor manchem Fehler. 

 Manchmal lästig, aber sehr oft nützlich: Meine juristische Haken und Ösen-Denkerei und das beharrliche Nachdenken über Auswirkungen von Regelungen und Formulierungen. Schließlich eine badische Grundgelassenheit, dass sich manche Aufgeregtheit etwas später ganz anders anhört und man meist gut beraten ist, auch in der hektischen Politik sich erst mal in Ruhe ein Gesamtbild der Lage zu verschaffen und dann den nächsten Schritt zu gehen. 

Nadyne: Kommunikationsstärke. Leidenschaftlich für Themen eintreten. Bodenhaftung.   

Als MdL werdet ihr vermutlich noch mehr zu tun haben. Welches Hobby wird vermutlich zu kurz kommen?

Daniela: Leider vermutlich die musikalischen Aktivitäten: Ich habe es in den letzten 11 Jahren genossen, im Chor vom Alltag abzuschalten. Das wird künftig schwieriger werden, da die Probezeiten mit den Stuttgart-Tagen kollidieren. 

Nadyne: Mit drei kleinen Kindern, Beruf und Stadtratsmandat habe ich bereits heute leider wenig Zeit für Hobbies, so dass sich für mich vermutlich wenig ändert.     

Bitte vervollständigt den Satz: Grün ist machbar, weil …..

Daniela: … weil wir uns aktiv, jetzt und gemeinsam auf den Weg in eine für alle erlebbare gerechte und soziale Zukunft machen – gerichtet auf eine Begrenzung der Folgen des Klimawandels und auf den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. 

Nadyne: …. weil Grüne Ideen gut sind für erfolgreiche Unternehmen und gute Arbeitsplätze, für ein gesundes Leben aller Menschen und für saubere Luft, sauberes Wasser und sauberen Boden. Nicht umsonst gehen immer mehr Menschen für grüne Themen auf die Straße.   

Danke liebe Daniela und Nadyne für eure Antworten. Und jetzt freuen wir uns auf einen spannenden und erfolgreichen Wahlkampf mit euch.

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